- by Anni
Ein Selbstversuch. Welche Methode ist am erfolgreichsten?
Ich habe im letzten Jahr so ziemlich alle Methoden ausprobiert, die man im Netz zum Thema „Avocado vermehren“ finden kann. Dabei habe ich schnell festgestellt: Das wacklige Ausbalancieren mit Zahnstochern funktioniert für mich nicht. Meine Avocado-Kerne wollen weder aufgespießt, noch dauerhaft in Wasser eingelegt werden. Die aufgebauten Keimstationen auf meiner Küchenfensterbank nahmen unendlich Platz weg, und Geduld hatte ich auch nicht, denn es tat sich offensichtlich gar nichts.
Die Lösung heißt: Aus den Augen – aus dem Sinn.
Die Lösung kam via Instagram und versprach hundertprozentigen Erfolg: Luftdicht, in feuchter Küchenrolle eingewickelt, sollten die gehäuteten Avocado-Kerne in einem verschlossenen Zip-Beutel irgendwo deponiert werden. Nach Wochen Monaten des Vergessens hätten wir dann lauter keimende Kerne und bald schon unseren eigenen Avocado-Wald pflanzen können. – Ganz so einfach ging es tatsächlich nicht, aber die feuchte Tücher-Wickelei hat sich als die beste Methode herausgestellt.
Schritt für Schritt Anleitung
- Kerne säubern und eine Stunde in Wasser einlegen.
- Mit einem Schälmesser die dunkelbraune Außenhaut abziehen. Bei manchen Kernen funktioniert das rückstandslos, bei anderen halten sich hartnäckig einige Flecken.
- Küchenpapier kurz unter den Wasserhahn halten, auswringen und vorsichtig das Tuch wieder entfalten.
- Kern darauf platzieren und in einen verschlossenen Behälter legen. Dazu eignen sich besonders gut Zip-Beutel oder auch jede Frischhaltedose. Wichtig ist, dass diese wirklich luftdicht abschließt.
- Datum notieren, und die Kerne an einen warmen, aber nicht vollsonnigen Ort platzieren. Und für viele Wochen einfach vergessen.
- Einmal pro Monat wird Bestandsaufnahme gemacht: Das Küchenpapier wird neu befeuchtet, bei Bedarf getauscht (meist ist das nicht erforderlich, es sei denn der Kern hat stark abgefärbt) und dann geht’s für die nächsten vier Wochen zurück ins Versteck des Vergessens.
Ich habe meine Kerne im Dezember erstmals eingewickelt. Im März waren die ersten Wurzeln sichtbar.
Zeit, die Triebe ins Wasser zu setzen.
Wenn die Wurzel schon etwas länger gewachsen ist, lässt sich der Kern am einfachsten auf einem schmalen, mit Wasser gefüllten Glas platzieren. Dabei ist wichtig, dass der Kern zu keiner Zeit im Wasser liegt und faulen kann. Wenn die Wurzel noch nicht bis ins Wasser reicht, darf sie noch einmal zurück in den Zip-Beutel.
Ab hier beginnt der spannendere Teil der Entwicklung: Der Kern wird sich in der Mitte teilen und der erste Trieb wächst – mal seitlich, mal kerzengerade – dem Licht entgegen. Nun ist es sinnvoll, einen hellen, sonnigen Standort zu wählen. Das Wasser ist in dieser Zeit spätestens alle zwei Wochen zu wechseln.
Besonders kräftig werden die Triebe, wenn die Wurzeln bereits in dieser Phase in gewässertem Pon-Substrat stehen. Ich habe bei wenigen Kernen diese Variante ausprobiert und war überrascht, wie groß der Unterschied zwischen den rein im Wasser gezogenen Kernen und der Pon-Variante ist. Die Triebe sind fast doppelt so stark, sie wachsen viel schneller und die Blätter werden größer.
Es dauert nur wenige Tage, bis die ersten Triebe ihre Blätter ausbilden und dann Tag für Tag in den Himmel wachsen.
Die Avocado-Pflanze eignet sich hervorragend zum Experimentieren.
Wenn man zwanzig Kerne zu Hause zum Keimen vorbereitet hat, neunzehn davon erfolgreich fleißig immer weiter wachsen, dann kommt man vermutlich irgendwann auf dumme Ideen. Und so versuche ich derzeit mein Glück am Trend „Bonsai Avocado“.
Dabei wird die junge Avocado Pflanze immer wieder in ihrem Wachstum unterbrochen, zum Beispiel durch Verformung der Triebe mit Hilfe von Draht oder Beschneidung der Blattkrone. Was dabei herauskommt, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. A never ending Story… 🙂
Vielen Dank für diese sehr gute Einführung, liebe Anni. Die Bonsaivariante interessiert mich besonders. Gibt es schon neue Bilder oder Erfahrungen. Ich warte gespannt.
Ja ich muss hier dringend einmal updaten… 😉 Wirklich interessant war, in welcher Erde oder in welchem Substrat sie am besten gedeihen. Hier hat eindeutig die vorgedüngte PON-Mischung das Rennen gemacht. In Erde habe ich mit Pilz-Kulturen zu kämpfen gehabt, das ständige Feuchthalten war nicht leicht, so dass ich inzwischen nur noch bei PON bin.